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Häufig werden Kernfusionsreaktoren als Lösung all unserer Energieprobleme vorgeschlagen. Ebenfalls hört man oft, die erneuerbaren Energien seien bloß eine Brückentechnologie. Ganz so einfach ist das leider nicht.

Aber was ist „Kernfusion“ eigentlich?

Während man in konventionellen Kernkraftwerken schwere Atomkerne spaltet und daraus Energie gewinnt, werden in einem Fusionsreaktor zwei leichte Kerne zu einen schwereren „verschmolzen“. In der Praxis zwei Wasserstoffkerne zu einem Heliumkern. In der Theorie ist das eine wirklich tolle Sache. Wasserstoff ist auf der Erde in gewaltigen Mengen vorhanden und während des Prozesses entstehen nur schwach radioaktive Abfälle.
Das Haken an der Sache ist allerdings, dass es gar nicht so einfach ist, eine kontrollierte Kernfusion zu betreiben.

Uran zu spalten ist dagegen ein Kinderspiel. Dafür muss man grob gesagt nur eine ausreichende Menge spaltbares Material auf engem Raum versammeln und den ganzen Vorgang etwas bremsen und kühlen. Für eine Kernfusion hingegen muss ein Wasserstoffplasma auf über 100 Millionen°C und einen sehr hohen Druck gebracht werden. In unkontrollierter Form kann man das schon länger. Das nennt man dann Wasserstoffbombe.

Die wirkliche Herausforderung ist es aber, den Prozess innerhalb eines Reaktors ablaufen zu lassen ohne das diese durch die hohen Temperaturen zerstört wird und dabei auch noch die entstehende Energie nutzen zu können.

In den letzten Jahren gab es gelegentlich spektakuläre Erfolgsmeldungen aus den bestehenden Forschungsreaktoren. So brachte etwa bereits 1997 der Joint European Torus (JET) in Groß Britannien für etwa 200 Millisekunden (eine fünftel Sekunde) eine Leistung von 16MW. Allerdings wurden 24MW zur Aufheizung des Plasmas verwendet. Die Nettoenergieausbeute war also noch negativ.

Zur Zeit wird in Frankreich als Nachfolger des JET der Forschungsreaktor ITER gebaut. Dieser soll voraussichtlich 2025 in Betrieb gehen. Von diesem neuen Reaktor erhofft man sich für über 400 Millisekunden das Zehnfache der Heizleistung an Fusionsenergie zu erzeugen.
Aus diesem Forschungsziel ist erkennbar, dass ein industrieller Einsatz dieser Technik noch in weiter Zukunft liegt.

Ein weiterer Nachteil der Kernfusion sind die hohen Kosten und der enorme technische Aufwand, der zur Errichtung der Reaktoren nötig ist. Für Europa oder Länder wie die USA oder China mag das in Zukunft vielleicht möglich sein. Für den großen Teil der Menschheit der in wirtschaftlich schwächeren Ländern lebt, ist dies sicher keine Perspektive. Windkraftanlagen und Solarmodule hingegen sind billig und auch mit geringeren technologischen Möglichkeiten realisierbar.

Vielleicht können wir am Ende dieses Jahrhunderts die Kernfusion als Energiequelle nutzen, vielleicht auch nicht. In jedem Fall ist es unverantwortlich diese wage Aussicht als Begründung für ein „weiter wie bisher“ heran zu ziehen. Wir müssen genau jetzt aufhören CO2 zu emittieren. Wir dürfen nicht auf die Technologien warten, die wir eventuell in einigen Jahrzehnten haben werden. Wir müssen die nutzen, die jetzt bereits existieren.